BRUNO SEIDLER-WINKLER wurde 1926 zum Chefdirigenten des Berliner Funkorchesters berufen.
Sein Name taucht in der Zeitschrift „Die Funkstunde“ nahezu täglich auf. Tägliche Live-Übertragungen oft zweimal, darunter ganze Opern-Sendespiele, Sinfoniekonzerte, „Stunde der Lebenden“, Unterhaltungs- und Kammerkonzerte, ließen kaum Zeit für eine Generalprobe.
Die Kontakte nach Amerika brachte der Leiter der Orchesterabteilung der Berliner Funkstunde mit: BRUNO SEIDLER-WINKLER, geboren 1880 in Berlin, war künstlerischer Leiter einer der ersten großen Schallplattenfirmen der Welt, der Deutschen Grammophon-Gesellschaft in Berlin, bevor er 1923 für zwei Jahre zur Brunswick-Balke-Collender Co. nach Chicago ging und ausgedehnte Konzertreisen durch die USA unternahm. Seine große Erfahrung mit der Atmosphäre im Studio ließ ihn geeignet erscheinen für die Rundfunkarbeit.

Der Dirigent, Bearbeiter und Arrangeur war ein Allroundgenie. Vor allem als Pianist steht er auf einer Stufe mit den legendären Liedbegleitern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Gerald Moore, Michael Raucheisen. Zahlreiche Aufnahmen Seidler-Winklers mit Helge Rosvaenge belegen dies ebenso wie die Kammerkonzerte mit Mitgliedern des Funkorchesters. Er dirigierte Lehar und Lincke, Puccini und Wagner, Beethoven und Hindemith.
Seine vielen Tonaufzeichnungen erlauben es, seine Interpretationshaltung zu charakterisieren. Was man vom Orchester hören kann ist auf Deutlichkeit ausgerichtet. Das gilt auch für Beethovens 9. Sinfonie, die erste Schallplattenaufnahme überhaupt, 1923 aufgenommen. (Volker Mertens)

Auch für die Neue Musik setzte er sich aktiv ein. Dokumentiert ist zum Beispiel seine Funk-Uraufführung der Bühnenmusik von Kurt Weill zu Grabbes Stück „Herzog Theodor von Gotland“ am 1. September 1926. BRUNO SEIDLER-WINKLER amtierte bis 1932. Dann fiel er dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer. BRUNO SEIDLER-WINKLER verstarb am 19. Oktober 1960 in Berlin.