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1945 Hoffnung und Neubeginn in zwei Welten

Das allererste Nachkriegskonzert überhaupt im völlig zerstörten Berlin findet am 18. Mai 1945 im Haus des Rundfunks mit der Aufführung der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven statt.

Die Musik gibt den Menschen für einen kurzen Moment ein Gefühl der Vertrautheit und der Hoffnung.

„Am 13. Mai 1945, 11 Tage nach der letzten Reichsansage, die gleichzeitig die Absage des Reichsrundfunks war, wird in der Masurenallee wieder gesendet. In der Trümmerwüste Berlin kann man wieder Radio hören, wenn man noch ein Empfangsgerät hat.“ So berichtet es Wolfgang Bauernfeind in seinem Feature „90 Jahre Haus des Rundfunks“ (3/5).

Das Haus des Rundfunks an der Masurenallee ist weitgehend unbeschädigt. Mitten im britischen Sektor ist das HdR in russischer Hand. Dirigenten, Solisten und Komponisten kehren zurück in die zerstörte Stadt Berlin und der Berliner Rundfunk sendet wieder. Es ist wie ein Wunder.

Die Spaltung Berlins führt auch im Rundfunk- und Kulturbereich zu Neugründungen, die den Doppelcharakter Berlins bis heute prägen.

Die vier Sektoren in Berlin

„Im notdürftig geräumten großen Sendesaal findet ein öffentliches Rundfunkkonzert statt. Dicht gedrängt hocken 1500 Menschen nebeneinander im Sendesaal und noch einmal so viele davor. Erlesene Musik von Künstlern, die wie der Sänger Peter Anders aus der Uckermark durch die Schorfheide zu Fuß nach Berlin gekommen sind, um bei dem Konzert dabei zu sein. Natürlich wird am Ende die 9. Sinfonie von Beethoven gespielt und als Solisten und Chor „Freude schöner Götterfunken“ anstimmen schluchzt der halbe Saal. Ein emotionales Ereignis.“

Artur Rother, Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin

Im Westteil Berlins gewinnt der 1946 gegründete RIAS, der Sender im amerikanischen Sektor, die Herzen der Berliner mit Musik und Rhythmus. Es werden neue Klangkörper für den Sender gegründet.

Da das Haus des Rundfunks den Krieg nahezu unbeschädigt überstanden hatte verfügt es sowohl über die moderne Aufnahmetechnik als auch über ein stattliches Aufnahmearchive. Eine Statistik vom 31. März 1950 zeigt, dass vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin 494 Werke auf Band aufgenommen seien.(vgl. Diethelm Paulissen,Strawinsky-Interpretationen 1946-85, Ein Verzeichnis (west)-deutscher Rundfunkaufnahmen,S.7d)

Nach dem II. Weltkrieg gibt es nun zwei deutsche Staaten und der kalte Krieg ist in der „Frontstadt“ Berlin in vollem Gange.

Ein Ergebnis der wachsenden Spannungen zwischen Ost und West in der Vier-Sektoren-Stadt Berlin ist 1952 die Ausweisung der Mitarbeiter des Berliner Rundfunks, auch der Musiker des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, aus den Räumen des Hauses des Rundfunks durch die britische Militärpolizei.

Für das Orchester beginnt eine ruhelose Zeit ohne eigenen Spielort.